Der 200.000 Euro Pool

GFK-Pool AURORA von AQUACOMET

Nein, das ist nicht der 200.000 Euro Pool. Dieses Becken liegt mit komfortabler Ausstattung bei ca. 20.000 Euro.

Manchmal erreichen uns durchaus ungewöhnliche Anfragen. So bat ein Bekannter eines Kunden uns um eine Beurteilung eines Angebotes seines Poolbauers; über einen 200.000 Euro teuren Pool. Wow – Respekt! Ich war sehr neugierig und sagte natürlich gerne zu, das Angebot mal unter unsere Lupe zu nehmen. Ehrlich – ich konnte mir gar nicht vorstellen, wie ein privater Swimmingpool derartig astronomisch teuer sein kann. Und dabei handelte es sich nur um die “Hardware”; Einbau, Terrasse usw. war da noch gar nicht enthalten.

Der Pool

Ja, ok – ein knapp 11-Meter-Becken mit Wetlounge darf schon mal 36.000 Euro kosten. Es ist allerdings nicht mal ein Ceramic-Beckenkörper, sondern schnöder GFK aus Epoxy-Acrylat. Der Beckentransport schlägt mit lockeren 7.000 Euro zu Buche – ja klar, wenn man das Becken auch liegend transportiert ist die Breite von 370 cm schon ein teurer Schwertransport mit Sondergenehmigung. Genausogut hätte man das Becken hochkant befördern können, dann hätte man hier schon mal die ersten 5.000 Euro gespart.

Großen Spaß hat mir das Foto eines hochkant geladenen Beckens auf dem Angebot gemacht.

Die Beckenausstattung beginnt mit 5 Unterwasserscheinwerfern. Mein lieber Jolly, da will jemand aber unter Wasser operieren. Die Abdeckungen natürlich in Edelstahl, iss klar. Scheinwerfer 11.800 Euro. In der Wetlounge soll es ja auch nicht sackdunkel sein, also kommen hier nochmal 3 Spots für 4.700 Euro rein.

Als Abdeckung wurde ein Unterflur-Rollladen gewählt – was sonst. Ich warne ja gerne davor, dass diese Abdeckung teuer werden kann und m. E. nicht die optimalste ist. Der Preis von ca. 22.000 Euro für diese Position liegt sogar für die Beckengröße im Rahmen.

So ein großes Becken braucht ja auch ein paar Attraktionen: Gegenstromanlage ist obligatorisch, Massagedüsen mussten auch rein und ein Sprudelding namens Wildquell. Auf meine Frage, wozu das gut sein soll, war die reizende Antwort des Herrn, dass er damit seine Enkel beeindrucken wolle. Ab dem Moment hatte ich ihn so richtig liebgewonnen und verzieh die knapp 7.000 Euro für den Blubbersprudel. Übrigens haben wir mit diesen Positionen bereits die 100.000 Euro-Grenze überschritten.
Technik kommt gleich:

Die Beckentechnik

Eine Sandfilteranlage mit einer Pumpenleistung von 16 m3/h bei 400 V und 225 kg Quarzsandfüllung ist für die Wassermenge angemessen. Die Anlage verfügt über eine automatische Rückspülung und das Becken deshalb über eine automatische Niveauregulierung – ein bisschen Luxus darf ja sein. Der Preis: 13.500 Euro …

Die Wichtigkeit einer guten Wasserdesinfektion unterstreicht die Salzelektrolyseanlage für 8.600 Euro. Damit ist auch eine ballaststofffreie Desinfektion gewährleistet … das Wort muss ich mir merken. Dazu gibt es noch eine Dosierstation für die pH-Regulierung (2.500 Euro). Wir stellen einfach den Kanister pH-Minus auf. Dazu kommt noch eine Dosieranlage für Flockungsmittel. Jap, die Spessart-Therme hat auch so eine Anlage – da baden aber täglich 500 Leute drin. Aber kann man ja machen, man will es schließlich sauber haben. Die Anlage für die Zugabe des Flockungsmittels liegt auch nur bei 1.300 Euro – ein Schnäppchen also.

Bis hierher liegt die Beckentechnik bei ca. 28.000 Euro.

Anscheinend arbeiten aber diese technischen Anlagen nicht alleine, sondern brauchen noch raffinierte Steuerungen. Nichts gegen Poolsteuerungen, aber bei 17.700 Euro hört doch der Spaß auf. Davon abgesehen befürchte ich, dass ein Poolbesitzer ohne abgeschlossenes Studium in mindestens Raketenphysik keine Chance hat, je die Anlage in ihrer ganzen Tragweite zu verstehen. Na Hauptsache der Poolbauer hat die Anlage voll im Griff und wird immer gerne zu kleineren Einstellungsarbeiten vorbeischauen.

Dass noch für 400 Euro Wasserpflegemittel hinzukommen, ist ja fast legitim. Für so viel Geld kippen wir aber das ganze Jahr keine Chemie in unseren Pool – ob ich nochmal über die ballaststofffreie Wasserbehandlung nachdenken muss?

Die Poolheizung – eine Wärmepumpe

Die angebotene Wärmepumpe wurde zu meinem Lieblingsprodukt aus diesem Angebot. Es handelt sich um ein Ganzjahresmodell (der Kunde hat noch ein Schwimmbad im Haus) mit einer Leistung von 25 kW. Kann man machen. Man kann mit diesem Gerät aber sicher auch ein 6-Familien-Haus heizen. Sie arbeitet allerdings bis – 25 °C. Ein kleiner Wermutstropfen: ab – 5° Außentemperatur besteht sie auf 24-stündigem Dauerbetrieb. Der Preis: knapp über 24.000 Euro.

Darf es sonst noch etwas sein?

Ja klar, ein bisschen Reinigungskram, Kescher, Roboter etc. Für 3.500 Euro kriegt man schon allerhand, womit der Pool schön sauber bleibt.

Dann gibt es noch die Angebots-Position Allgemeine Arbeiten: 4.500 Euro als Pauschalbetrag für An- und Abfahrten, Fracht und Maschinenkosten. Da springt aber mindestens ein neuer Akkuschrauber raus. Weitere 3.500 Euro für Elektroarbeiten. Fachbetriebe müssen ja auch sehen, wo sie bleiben.

Nicht im Angebot enthalten:

Die Baugrube herstellen, Kosten für Planum und Hinterfüllung – diese Kosten sind nicht enthalten. Auch den Kran muss der Kunde selbst berappen; ein Kran ist ja auch nicht sooo teuer. Und dann kommt die Anlage des Beckens mit Terrasse etc. Nee nee, das bleibt nicht bei 200.000 Euro – da ist noch Luft nach oben.

Und wie ging es aus?

Tja, das weiß ich noch nicht. Ich bin sehr gespannt, welchen Angebotspositionen der nette Herr tatsächlich zugestimmt hat. Für meine Einschätzung wollte er tatsächlich eine Rechnung haben. Nein – dazu hat mir das Zerpflücken des Angebotes viel zu viel Spaß gemacht.

Was man daraus lernen kann:
Teuer geht immer. Allerdings kann man wirklich für ein Zehntel des Preises für diese Poolanlage einen wunderschönen Pool mit vernünftiger Beckentechnik im Garten realisieren. Ja klar, auch auf einer Breitling kann man nur die Zeit ablesen aber schön ist sie trotzdem. Wenn Geld keine Rolle spielt … obwohl ich die Erfahrung mache, dass gerade sehr wohlhabende Leute ein ganz romantisches Verhältnis zu ihrem Vermögen haben und sich gar nicht gerne davon trennen.

Ich freu mich schon auf ein Foto dieses Beckens nach der Fertigstellung – hat mir der nettte Herr versprochen.

Bleiben Sie uns gewogen
und fürchten Sie sich nicht vor einer Anfrage über einen Pool im Garten. Gemeinsam schaffen wir es, auch Ihren Traum zu realisieren. Versprochen.

2019-11-20T12:14:49+01:00

2 Comments

  1. Elisabeth Faller 29. Januar 2020 um 18:05 Uhr

    “… dass gerade sehr wohlhabende Leute ein ganz romantisches Verhältnis zu ihrem Vermögen haben und sich gar nicht gerne davon trennen.” – Ich LIEBE Ihre Blogs! Herrlich. Dabei aber immer sachbezogen und bodenständig. Auch wenn 2020 schon fast wieder rum ist, wünsche ich Ihnen alles Gute für dieses Jahr, Gesundheit und weiterhin viel Erfolg – auch beim beim Verfassen Ihrer köstlichen Beiträge :o)

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