Ein Sandfilter ist keine Waschstraße
Wir befinden uns in der Jahreszeit der frisch eingebauten Becken.
Endlich ist alles fertig; der Bagger ist weg, das Grundstück sieht nicht mehr aus wie ein Acker, sattes Rasengrün leuchtet in der Sonne, die Terrasse um den Pool glänzt mit den neuen Poolmöbeln um die Wette, der riesige Ampelschirm wippt fröhlich hin und her, die Beckentechnik hat auch ihre Tücken verloren – gell, die Installation war gar nicht so kompliziert – und der neue Pool wäre badefertig, wenn da nicht der Staub auf dem Beckenboden, der Treppe und den seitlichen Absätzen wäre. Und dazu noch jede Menge Blütenstaub auf dem Wasser.
Dabei läuft die Sandfilteranlage doch schon rund um die Uhr, aber der verflixte Staub will einfach nicht verschwinden. Da hat uns doch die Poolfrau garantiert eine viel zu schwache Filteranlage angedreht … und Zack – schon muss sich Frau Neupoolbesitzer aber richtig ärgern.
Das müsste die Filteranlage doch schaffen, den ganzen Staub, Sand, Baudreck vom Boden abzusaugen – aber nein, der Staub liegt wie eine schwarze Gewitterwolke platt im teuren, neuen Pool und bewegt sich keinen Millimeter Richtung Bodensaugdüse. Die hat doch gesagt …
Nee, hat’se nicht. Eine Sandfilteranlage ist dafür da, das Wasser von schwebenden Schmutzteilchen zu reinigen. Und nur dafür, mehr kann sie nicht und mehr braucht sie auch nicht zu können. Außer dass sie das Wasser permanent in Bewegung hält, dabei die Wasserpflegemittel ordentlich verteilt und die unterschiedlichen Temperaturbereiche schön vermischt, sonst gibt es kalte Füße.
Den Beckenboden kann eine Sandfilteranlage beim besten Willen nicht absaugen. Tatsächlich gibt es exorbitant teure Becken mit eingebauten Bodenreinigungsdüsen. Davon abgesehen, dass der Beckenboden dafür durchlöchert ist wie ein Schweizer Käse, ist die Installation sehr aufwändig und kompliziert – und 100%ig funktionieren tun diese Systeme auch nicht. Teuer muss nicht immer auch gut sein.
By the way: Beim Terrassenbelag ist das auch nicht anders; es dauert auch hier seine Zeit, bis der Zementschleier vom Verfugen gänzlich verschwunden ist.
Zum Vergleich: Wer erwartet, dass eine Sandfilteranlage den Beckenboden absaugt, kann auch den Kühlschrank offen lassen, wenn’s in der Wohnung zu warm wird.
Gegen den verflixten Baustaub, der natürlich in den ersten Wochen nach der Fertigstellung des Pools so gar nicht weichen will, gibt es zwei ganz einfache Methoden: Schwimmen und Putzen.
Puddeln Sie im Pool herum, was das Zeug hält. Damit wirbeln Sie den Staub tüchtig auf, so dass er von der sanften Strömung Richtung Skimmer oder Bodensaugdüse eingefangen werden kann und durch den Sandfilter geschickt wird. Der größte Teil bleibt auf der Sandoberfläche liegen, nur ein paar winzigfeine Teilchen schlüpfen dennoch hindurch. Die fängt man mit Flockungsmittel ein. Diese Mittel bilden mit dem Staub Agglomerate, also kleine Häufchen ähnlich wie Schneeflocken, die dann doch im Filter einkassiert werden.
Da sich zu Beginn des Poolbetriebes eben viel Staub im Wasser befindet, sollte man den Filter schon wöchentlich rückspülen, d. h. die auf dem Sand abgelagerten Schmutzteilchen herausbefördern. Wurde Flockungsmittel eingesetzt, sollte man spätestens drei Tage nach der Flockung Rückspülen.
Und damit der geflockte Schmutz auch in den Filter gelangt, sollte man die zu Boden gesunkenen Flocken ruhig öfter aufwirbeln.
Die zweite Möglichkeit ist, den Pool so oft wie möglich zu putzen, also Boden, Treppen und Wände abzusaugen. Ob man das mit einem manuellen Bodensauger macht oder einem High-Tech-Poolroboter, ist ziemlich egal. Ein Teil wird vom Putzi kassiert, ein Teil entschwebt und legt sich, kaum dass Sie denken, der Dreck wäre weg, hinterrücks wieder irgendwo ab. Das ist so. Wird aber nach ein paar Tagen immer besser.
Wie so oft im Leben, braucht es einfach nur ein wenig Geduld – und keine neue Sandfilteranlage … die würde auch nicht helfen; ich schwör.
Bleiben Sie uns gewogen.
Herzlichst
Gabi Zingg
Bei der Geduld ist Geduld gefragt. Aber dann sieht das so wunderschön aus.