Flecken in GFK- oder PP-Pools

Flecken in GFK- oder PP-Pools

Beim Anblick dieses Fotos des wunderschönen GFK-Beckens ORLANDO von Piscines Provence Polyester blieb uns das Herz fast stehen.
Das Becken wurde von einem befreundeten Gartenbau-Unternehmen eingebaut, der Geschäftsführer bekam Schnappatmung, als er vom Kunden gerufen wurde,
sich die Misere anzusehen.
Hier waren es keine ominösen grauen Flecken mehr, das komplette Becken war versaut – und keiner wusste so recht, was der Auslöser sein konnte.

Über ominöse Flecken in Fertigbecken haben wir bereits in diesem Blogbeitrag aus 2017 berichtet. Darin dreht es sich hauptsächlich um die Erdung von GFK-Becken. Allerdings sind nicht alle GFK-Becken gegenüber fehlender Erdung so anfällig, anscheinend liegt es auch an den in der Produktion verwendeten Polyester-Harze. Bei einigen Herstellern haben wir gar keine Neigung zu «Erdungsflecken», andere umso mehr, die aber alle auf den Pfad der fleckfreien Tugend geführt werden konnten.

Uns selbst ist das ja auch vor über 10 Jahren einmal passiert; unser porzellanhellgraues 9-m-Becken mit Unterflur-Rolladen wies urplötzlich dunkelgraue Streifen vom Beckenrand an abwärts auf. Ich habe zuerst geheult und dann geputzt. Damals wussten wir noch nicht, woran das liegen konnte und vor allem, wie man die Streifen wieder los wird.

Die üblichen Beckenrandreiniger blieben wirkungslos, einen Händler zum Anmeckern hatten wir auch nicht, der Hersteller war ratlos, also mussten wir uns selbst etwas überlegen. Im Zubehörhandel für Sportboote und Wohnmobile wurden wir fündig. Da gibt es die exotischsten Reiniger. Regenstreifenentferner, Schuhstreifenentferner, GFK-Polituren … aber auch von diesen schweineteuren High-Tech Meister Propers half nix. Ich war fertig … mit den Nerven und vom Putzen. Also hab ich gemacht was ich immer tu, wenn ich nicht weiter weiß … erstmal nix. Und siehe da … nach einigen Wochen war der Zauber vorbei. Die Streifen waren weg und kamen auch nicht wieder.

Heute wissen wir, dass es wohl eine Kombination aus zu hohem pH-Wert und Magnetismus der Beckenwände war, was sich tatsächlich selbst wieder reguliert hatte. Deshalb geben wir unseren Kunden gerne mal den Rat, nicht gleich mit Elefanten auf Spatzen zu schießen und ganz gelassen ein paar Wochen abwarten. Keine Angst, das schadet dem GFK nicht.

Jahre später erwischte uns ein bayerischsenfbrauner Rand an der Wasserlinie eiskalt. Wir wussten sowas von sicher, dass kein Metallstäubchen auch je den Weg in unseren Pool gefunden haben konnte, so gingen wir auf Spurensuche direkt am Becken. Schnell hatten wir den bzw. die Übeltäter ausfindig gemacht:

Unser Becken verfügt über einen High Level Skimmer. Zur Sicherung des abdeckenden Beckenrandsteines hat der Hersteller eine ganz elegante und hochwertige Edelstahlbrücke mitgeliefert, damit der nur aufliegende Randstein nicht kippelt oder bricht. Und just dieses edle Teil wurde mit zwei schnöden Blechschrauben am Beckenrand fixiert. Schrauben raus, Brücke weg (bei uns tritt niemand auf diesen Randstein), etwas MetallEx ins Wasser – schon am nächsten Tag war der braune Rand weg und kam auch nie wieder.

In letzter Zeit erreichen uns vermehrt Kundenanfragen zu Flecken oder Ablagerungen an Beckenwänden. Das mag nach dem Gesetz der großen Zahl daran liegen, dass wir in den letzten Jahren bis zu 300 Becken pro Jahr ausliefern, oder an anderen Ursachen, die wir nur ganz schwer beurteilen können.

Zunächst einmal ein Hinweis in eigener Sache: Wir kümmern uns nur und ausschließlich um die Sorgen unserer Kunden; Becken von anderen Händlern sind uns wurscht.

Nun ist es gar nicht so einfach, eine Ferndiagnose zu stellen, denn zuerst wollen wir immer die Ursache herausfinden, dann lässt sich auch eine sinnvolle Gegenmaßnahme einleiten. Es geht ja nicht immer nur um graue Flecken, auch andere Phänomene können sich an GFK- oder PP-Beckenwänden niederschlagen. Solche Verfärbungen oder Ablagerungen können allerdings viele Ursachen haben. Es kann sich auch um Kalkablagerungen oder Ablagerungen durch extrem feinen Saharasand handeln, die in dieser Saison tatsächlich vermehrt aufgetreten sind.

Möglich ist auch ein zu hoher Chlorgehalt; gerade mit der Kombination Salzelektrolyse und Abdeckung kann es dazu kommen, wenn die Elektrolyse nicht bei geschlossener Abdeckung mit verminderter Leistung produziert; oftmals ist auch nur zuviel gebundenes Chlor im Wasser. Farbige Beläge weisen gerne auf Algen hin, diese können durchaus auch mal rosafarbig daherkommen. Kleinere oder größere Punkte in Dunkelrot bis Braun zeigen oxidierte Metalle an … die Liste ist sehr lang.
Hinzu kommen z. B. noch weitere Faktoren, die das Wasser beeinflussen können; so kann z. B. ein Gewitter den pH-Wert destabilisieren, was eine Kalkreaktion hervorrufen kann. Ebenso beeinflusst viel Badebetrieb den pH-Wert und frisch gewaschene Textilien können unerwünschte Phosphate eintragen. Sogar das Versprühen von Pestiziden in Nachbars Garten oder großflächig auf dem Feld neben Ihrem Pool kann Reaktionen im Wasser hervorrufen.

Worum es sich nun genau handelt, kann man per Ferndiagnose leider schlecht sagen; daher ist es auch ganz schwierig, exakte Empfehlungen für die Behandlung zu geben. Man muss sich wohl oder übel über verschiedene Lösungswege herantasten.

Ganz schlimm wird es für uns, wenn nach langer Suche plötzlich noch die große Unbekannte ins Spiel kommt. Ach … Sie haben schon dies, jenes und das auch noch ins Wasser gekippt. Mit Vitamin C haben Sie es auch schon versucht. So so, im Forum XY haben Sie gelesen, dass Dingens auch helfen soll. Und Ihr Cyanursäurewert ist zu hoch – wie kommt diese in Ihr Wasser? “HörnSe mal, wir haben schon für 300 Euro Zeugs ins Wasser gekippt …”  ja, dafür können wir beim besten Willen aber nichts. “Beim Geländereinbau haben wir peinlichst darauf geachtet, dass kein Spänchen ins Wasser fällt”. Damit meine ich, es ist ja weiß Gott in Ordnung, wenn Sie sich selbst helfen wollen, aber dann geben Sie uns wenigstens einen Hinweis, was Sie schon alles an Chemie in den Pool gekippt haben oder welche Baumaßnahmen sonst noch um den Pool herum stattgefunden haben.

Im Beispielbild ganz oben lag es am Sägestaub der Überdachungsschiene, die der Einfachheit halber direkt am Beckenrand nachgearbeitet wurde. Wir konnten es eigentlich nur vermuten, denn die Laufschienen unserer Überdachungen werden passgenau gefertigt; diese Überdachung war aber nicht von uns … Wir haben für einen ersten Versuch dem Kunden STOP METAL von MAREVA empfohlen und zu unser aller Freude war es genau das richtige Produkt. Der Pool ist wieder so Provenceblau wie bei der Auslieferung.

Manchmal kennt man die Ursache für Verfärbungen oder Rostflecken zwar, muss aber dennoch einige Versuche unternehmen, um das perfekte Mittel für just den aktuellen Fall zu finden. Mal hilft das eine Produkt besser, mal ein anderes. Es ist einfach nicht so einfach. Ein anderes Mal wissen wir beim besten Willen auch nicht, welche Ablagerungen sich an Ihren Beckenwänden abgesetzt haben, geschweige denn, woher die kommen. Hier hilft wirklich nur try and error – aber mit Geduld. Nicht jedes Mittel hilft sofort, manches braucht seine Zeit. Bei niedrigen Wassertemperaturen hilft hingegen fast gar kein Mittel, dann ist es Unfug, gleich nach der Auswinterung irgendwelche Mittel ins Wasser zu schütten.

Gute Erfahrungen bei Kalkablagerungen, auch in Verbindung mit Saharasand, haben wir gemacht, indem man die Beckenwände direkt mit DECALCIT behandelt und im laufende Betrieb immer mal etwas CALCINEX mit ins Wasser gibt.
Von MAREVA gibt es das Produkt RevaOUT, das sich ebenfalls für diese Behandlung eignet (gibt’s nur bei uns im Fachmarkt) und auch bei zu hohem Chlorwert eingesetzt werden kann.
Für metallische Ablagerungen empfiehlt sich eine Behandlung mit METAL MAGIC alternativ mit STOP METAL von MAREVA.
Als Troubleshooter haben sich die SOS-Taches von PISCIMAR herausgestellt; deren Einsatz ist allerdings etwas tricky und will exakt nach Anleitung vorgenommen werden.

Also, wenn Sie seltsame Erscheinungen in Ihrem Becken haben, versuchen wir gerne zu helfen. Im Gegenzug erwarten wir aber schon, dass Sie sich weitestgehend an die Tipps halten, die wir Ihnen mit der Auslieferung Ihres Pools an die Hand geben. Ausreichend Filterlaufzeit, regelmäßiges Rückspülen, hochwertige Wasserpflegemittel (z. B. von BAYROL), regelmäßiger Check der Wasserwerte, nur Füllung mit Leitungswasser (Brunnenwasser ist sowas von tabu – immer).

Ein Fertigbecken, egal welches, und sein Verkäufer können nichts dafür, wenn sich bei Ihnen Ablagerungen bilden oder Algen oder die Wasserwerte nicht stimmen.  Genausowenig wie Ihr Autoverkäufer etwas für den Reinigungsflug der Bienen kann. Versuchen Sie einfach, wenigstens einmal in der Woche den Pool zu reinigen und sich etwas mit der Technik und der Wasserchemie anzufreunden. Ein Pool wohnt ja gerne in einem Stück Natur und Wasser ist ebenso lebendig; halten Sie einfach nur die Augen etwas offen. Bald blüht der Löwenzahn oder Saharasand ist im Anflug, die Mähdrescher fliegen tief oder der Landwirt versprüht Wasauchimmer – einfach nur den Pool abdecken. Und auch die tollsten automatischen Systeme brauchen ab und zu ein wenig Zuwendung 😉

Man muss sich nun nicht fürchten und denken, ein Pool sei kompliziert. Definitiv nicht. An unserem Pool machen wir nichts – fast nichts. Die Filteranlage läuft ca. 12 Stunden, die Salzelektrolyse genauso lang. Außer pH-Minus und alle 8 Wochen mal ein Säckchen Flockungsmittel kommt nichts ins Wasser – und das bei einer konstanten Wassertemperatur von +30° C. Der Pool ist bei Nichtbenutzung abgedeckt, einmal die Woche darf der Roboter rein, morgens lese ich an der Salzelektrolyseanlage die Wasserwerte ab … alles schön.

Bleiben Sie uns gewogen.

Herzlichst

Gabi Zingg & Julia Ganß

2023-08-23T15:40:53+02:00