Pool mit vollautomatischer Steuerung
Es gibt Kundengespräche, die irgendwie noch lange im Gedächtnis bleiben. Dieser Tage besuchte uns ein Herr, der genau meinen Vorstellungen von einem Kunden entsprach: Freundliche Ausstrahlung, robuste Arbeitskleidung – jawoll, mit ihm kann man arbeiten; dachte ich. Er hatte ziemlich konkrete Vorstellungen seines neuen Pools: Es soll ein Überlaufbecken werden, mit Unterflur-Rollladenabdeckung, und alles vollautomatisch gesteuert und geregelt. Das Budget liege bei 40.000 Euro. Ach ja, eine Gegenstromanlage müsse auch rein, mit Montage, Einweisung und Inbetriebnahme. … oh Jesses.
Ich war erstmal beeindruckt. Dann wollte ich mehr über die Familie wissen, denn wir stellen jeden Pool und die passende Beckentechnik ganz individuell für die künftigen Poolbesitzer zusammen. Es gäbe zwei Kinder, beruflich sei man sehr eingespannt, habe ein neues großes Haus für die Familie mit einem sehr großen Grundstück. Der Rasen ist allerdings ein Kümmerniss, den dafür hat man sich extra einen Aufsitzrasenmäher angeschafft, doch das Mähen ist viel zu zeitaufwändig; das übernimmt jetzt ein Mähroboter. Und einen Stahlrohrpool hatte man auch mal kurzzeitig, doch dieser brauchte zuviel Pflege und Aufmerksamkeit, deshalb wurde er in der zweiten Poolsaison schon gar nicht mehr aufgebaut. Was ich ihm denn bei diesen Voraussetzungen empfehlen könne?
Ich empfahl ihm eine Familien-Jahreskarte für das nächstgelegene öffentliche Schwimmbad.
Ob das mein ernst sei – Ja, mein voller Ernst.
An dieser Stelle wäre so mancher garantiert mit geschwollener Halsschlagader und hoch erhobener Nase aus der Ausstellung gerauscht. Wir haben uns stattdessen zusammen an den großen Beratungstisch gesetzt – und der Herr ließ mich erklären, warum ich ihm diese Empfehlung gab – vielen Dank dafür.
Über uns:
123pool ist ein Fachmarkt für Swimmingpools und Zubehör für alle, die ihren Pool selbst bauen. Entweder man nimmt die Schippe in die Hand und verklebt die Verrohrung selbst oder koordiniert die entsprechenden Arbeiten mit den Handwerkern seines Vertrauens. Eigentlich sind wir ein hochqualifizierter Baumarkt für Swimmingpools – spezialisiert auf Einstückbecken und die entsprechende Unterstützung bei der Selbstmontage.
Das Überlaufbecken:
Ein Überlaufpool ist eine ganz tolle Sache; der Wasserspiegel ist gleich mit dem umliegenden Terrain, die Beckenhydraulik ist optimal, er braucht halt etwas mehr Beckentechnik als ein Skimmerbecken: Neben der obligatorischen Sandfilteranlage sind im Sammelschacht Sonden montiert, die mit der Niveauregulierung und dem unverzichtbaren Frischwasseranschluss den Wasserstand regeln. Wollten wir nur gesagt haben.
Ein Unterflur-Rollladen:
An Luxus kaum zu überbieten ist eine Poolabdeckung, die sich in aufgerolltem Zustand in Luft auflöst; so schön kann das nur der Unterflur-Rollladen. Zudem sind unsere Rollläden Sicherheitsabdeckungen, die bis 100 kg Belastung der französischen Sicherheitsnorm entsprechen. Sie haben auch so ihre Nachteile: Mit einem Preis von ca. 15.000 Euro ist es eine der teuersten Abdeckungen, jeglicher Schmutz auf dem Rollladen gelangt unweigerlich ins Wasser und er kann eigentlich nur als Sommerabdeckung genutzt werden. Nur dass wir darüber gesprochen haben.
Die Sandfilteranlage und die Wasserpflege:
Hier war ich der Meinung, dass ich ja nichts mehr lang erklären muss, denn man hatte ja bereits Erfahrungen mit dem Stahlrohrpool und wüsste um solche Details wie die Rückspülung. Und ab hier begannen wir uns zu mögen: Jo, Rückspülen hätte er schon mal gehört, aber nie gemacht. Ich liebe diese Momente, in denen man etwas dringend erklären muss, weil man sonst platzt und genau weiß, dass der andere dazu überhaupt keine Lust hat, aber plötzlich anfängt sich zu interessieren. Jetzt kamen wir an den Punkt, der mir wichtig war:
Man kann alles automatisieren, regeln, steuern, installieren und warten lassen, aber Wasser ist nun mal lebendig und führt ein Eigenleben. Jeden Tag kann ein Pool mit einer Überraschung daherkommen, die man verstehen muss, um sie zu bewältigen. Und wer nicht weiß, wie die Zusammenhänge sind – Wasser, pH-Wert, Filtertechnik, 100 kg Quarzsand, Chlor, hohe Wassertemperaturen, blühende Rapsfelder, Gewitterneigung, was ist ein Kugelhahn (hat mich wirklich mal ein Kunde gefragt, dessen Pool schon länger installiert war) … der wird nicht glücklich mit seinem Pool. Ein Pool muss so ein bisschen ein Hobby sein, nicht so aufwändig wie ein Aquarium, eher so wie ein tolles Auto, das man ein wenig lieb hat.
Und jetzt nahm er mir meine Empfehlung mit der Jahreskarte fürs Freibad auch nicht mehr übel.
Wir haben vereinbart, dass sich die Gattin eben des Pools annehmen muss, sie will ihn ja schließlich auch haben. Das ist alles kein Hexenwerk, wir lernen es all unseren Kunden gerne. Er wollte mich sogar einladen, um dann vor Ort alles zu verklickern und dafür auch tüchtig viel bezahlen – aber das bringt nix. So eine erste Info, was zu tun ist, reicht ja erstmal. Hier in unserem Blog sind ganz viele Infos, ich erstelle auch gerne nochmal eine Checkliste mit den wichtigsten Dingen und wir haben so eine schöne Wasserpflegefibel.
Wenn man soweit ist und evtl. auch hört, wenn es der Filterpumpe nicht gut geht, dann darf auch vieles automatisch gesteuert und geregelt sein; aber mir wäre es trotzdem lieber, wenn die Rückspülung von Hand gemacht wird, nämlich dann, wenn sie nötig ist – und das funktioniert halt nur, wenn man weiß, warum.
Auch die Desinfektion kann gerne vollautomatisch sein, doch wünsche ich mir, dass man die Zusammenhänge kennt. Sonst würde man ja nichtmal erkennen, dass etwas nicht stimmt. Ich will keine Kunden zu Auswendiglernern machen; sie sollen verstehen, weshalb bei hohen Wassertemperaturen der Redoxwert plötzlich nicht mehr hoch genug kommt.
Jetzt konnte das Projekt beginnen. Der Unterflur-Rollladen ist mittlerweile auch zu Gunsten einer flachen Schiebeüberdachung entfallen, die favorisierte Salzelektrolyse einer komfortablen Chlor- und pH-Dosieranlage. Ob man wirklich eine Gegenstromanlage braucht und sie auch nutzt, wird auch nochmal gut überlegt. Und über das Becken diskutieren wir ebenfalls noch, denn dass ein GFK-Becken einfacher in Schotter einzubauen ist, reizt schon. Nichtmal wegen der höheren Kosten für den Beton … da wollte ich hin. Dass man genau das Becken findet, das so richtig gut gefällt und die Technik wählt, die man schnell und einfach versteht. Ob der Kunde sein komplettes Budget für das Poolprojekt ausgeben wird oder wir deutlich unter der veranschlagten Summe bleiben, ist für mich persönlich bei der Beratung kein Kriterium.
Bleiben Sie uns gewogen.
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