Woher kommt das Chlor im Salz?
Wir sprechen mal wieder über Pooldesinfektion mit Salzelektrolyse.
Bei der Planung eines eigenen Pools spielt die Art der Desinfektion eine ziemlich große Rolle, denn je nach gewählter Methode braucht es einige Voraussetzungen und es gibt ein paar No-Gos.
Sehr beliebt, weil sie nahezu nur Vorteile bietet, ist die Desinfektion mittels Salzelektrolyse. Diese Methode kann in jedem GFK- oder Polypropylen-Becken eingesetzt werden, nur sollten sich keinerlei Metalle im Becken aufhalten. Wo Metall nicht zu vermeiden ist, wie z. B. bei den Befestigungsschrauben einiger Einbauteile, muss unbedingt auf eine hohe Werkstoffqualität geachtet werden; so sollte nur Edelstahl in Güte V4A Verwendung finden.
Ansonsten achten wir bei der Zusammenstellung unserer Angebote sehr darauf, so wenig wie möglich metallische Einbauteile zu verbauen, als da wären die Unterflur-Rollladen oder Gegenstromanlagen. Es wird auch bei peinlich genauer Beachtung des Salzgehaltes bei so großen Flächen unweigerlich zu Korrosion kommen.
Nun haben ja viele zukünftige Poolbesitzer schon gehört, dass diese Desinfektions-Methode einfach ist, recht hautfreundlich dazu und auch noch vollautomatisch abläuft. Und man hätte dem ungeliebten Chlor, das ja per se niemand im Poolwasser haben will, ein Schnippchen geschlagen. “Wir wollen kein Chlor, wir nehmen Salz”. Aha. Hören wir oft.
Und erklären jedesmal geduldig, dass man zwar vorne Salz ins Wasser kippt, hinten aber dennoch Chlor herauskommt. Aha. Erstaunte Blicke.
Dann schauen wir uns erst mal das Salz genauer an:
Also, Salz – unser ganz normales Kochsalz – ist chemisch betrachtet das Natriumsalz der Salzsäure (HCl) mit der Formel NaCl; somit besteht es aus den Elementen Natrium (Na) und Chlor (Cl).
Kochsalz löst sich im Wasser auf (damit ist auch gleich die Frage geklärt, wohin das Salz kommt – einfach rein ins Wasser), die Chlor- und Natriumteilchen werden frei und schwimmen nun alleine als Ionen herum; die Chlor-Ionen negativ geladen, die Natrium-Ionen positiv geladen. Taucht man jetzt zwei Elektroden ins Wasser, zwischen denen Strom fließt (komplizierter gesagt sind das eine Anode und eine Kathode), wird’s spannend:
Die Chlor-Ionen docken an der Anode an, geben hier ein Elektron ab und suchen sich dafür einen neuen Partner in Form eines weiteren Chlor-Ions, mit dem sie gemeinsam das gasförmige Chlor-Molekül Cl2 bilden.
An der Kathode ist währenddessen auch was los; hier sind die geschassten Elektronen unterwegs und werden vom Wasser (H2O) aufgenommen, dabei entweicht Wasserstoff (H2) als Gas und Hydroxid-Ionen tun sich mit den übrig gebliebenen Natrium-Ionen als verdünnte Natron-Lauge zusammen.
Einfach ausgedrückt ist die Elektrolyse-Reaktion in dieser Formel:
2 NaCl + 2 H2O –> 2 NaOH + H2 +Cl2
Die Bildung von Chlorgas, also die Umwandlung von elektrischer in chemische Energie, kann man in der durchsichtigen Elektrolyse-Zelle gut beobachten; es rauscht und blubbert. Da bei der Reaktion an der Kathode Wasserstoff entsteht, der an der Anode oxidiert und zu Sauerstoff wird, verwundert es nun auch nicht mehr, dass aus den Einlaufdüsen viele kleine Luftbläschen herauskommen.
Bislang wäre das Salz ja verschwunden, aber wenn der entstandene Wasserstoff wiederum mit der Natronlauge reagiert, werden sie erneut zu Natriumchlorid, also Kochsalz.
Und was ist jetzt Redox?
Nimmt ein Teilchen (Ion oder Molekül) Elektronen auf, nennt man diesen Vorgang Reduktion.
Gibt ein Partner Elektronen ab, spricht man von Oxidation.
Also ist eine Redoxreaktion (besser gesagt eine Reduktions-Oxidations-Reaktion) ein Vorgang, bei dem eine Elektronenübertragung stattfindet.
Als Redoxpotential bezeichnet man die Fähigkeit eines Teilchens, Elektronen abzugeben oder aufzunehmen. Gleichzeitig wird das ORP als Parameter für die Reinheit des Wassers angesehen und seine Fähigkeit, Verunreinigungen abzubauen.
Dieses Redoxpotential wird in mV = Millivolt gemessen. Erreicht das Wasser ein Redoxpotential von ca. 750 mV bei einem Wert von 0,4 mg/l freiem Chlor, kann es als desinfiziert angesehen werden. Dabei ist es allerdings wichtig, dass der pH-Wert immer in der Nähe des neutralen Bereiches von 7 liegt. So kann ein zu niedriger pH-Wert z. B. dazu führen, dass die desinfizierende Wirkung des Chlors abnimmt.
So schwer ist es doch gar nicht, die Salzelektrolyse zu verstehen, oder? Ganz ehrlich, die genauen chemischen Abläufe braucht sich kein Mensch zu merken, nur ist es schon vorteilhaft, sich mal in das Thema einzulesen, um diese Desinfektionsmethode nachvollziehen zu können und um bestimmte Reaktionen des Wassers besser einschätzen zu können.
Mir ist nur wichtig, unseren Kunden reinen Wein einzuschenken und sie nicht im Irrglauben zu lassen, dass es sich bei der Salzelektrolyse um eine chlorfreie Desinfektionsmethode handelt. Genauso wichtig ist es, sich etwas intensiver mit der Anlage an sich zu beschäftigen, die zwar vollautomatisch läuft, aber dennoch kein Eigenleben entwickeln soll.
An unserem Pool machen wir fast nichts – der Filter läuft 12 Stunden, die Elektrolyse saust und braust vollautomatisch, hie und da kalibrieren wir mal die Sonden und messen auch schon mal die Wasserwerte von Hand. Liegen diese im Vergleich zu den von der Anlage angezeigten Werte im grünen Bereich, besteht kein Handlungsbedarf. Dann lügt die Salzelektrolyseanlage auch nicht wenn das Display zeigt: Alles in Ordnung. Genießen Sie Ihren Pool.
Herzliche Grüße und
bleiben Sie uns gewogen
Gabi Zingg